Junge Alternative Lindau stellt ihre Kandidatenliste für den Stadtrat auf – und ist überraschend vielfältig
Von Erich Nyffenegger
LINDAU Nein, das da unten im Kellergewölbe des Café Großstadt ist kein Organisations-Komitee für irgendeinen Abi-Ball oder das Treffen eines Schülerbeirats: Die durchweg jungen Gesichter gehören politisch interessierten Menschen, die gerade eine Kandidatenliste für den Stadtrat verabschieden. Später wird ein erleichterter JA-Vorsitzender (Junge Alternative Lindau), Mathias Hotz, sagen: „Das hatte ich mir viel schwieriger vorgestellt, die Liste vollzubekommen.“
Aber egal, wie viele Hebel der ehrgeizige 29-Jährige und frisch gebackene Rechtsanwalt in Bewegung setzen musste – am Ende steht die Liste, die nur auf den ersten Blick vor allem jung ist. Denn Satzungsgemäß dürfen bei der JA nur Leute unter 40 teilnehmen. Am 40. Geburtstag beginnt bei dieser Gruppierung gezwungenermaßen die politische Rente.
Bei anderen, so ein Teilnehmer scherzhaft, sei es genau umgekehrt. „Und wenn die ÖDP keinen Jungbrunnen mehr auftut, dann sind wir die Liste mit mehr als doppelt so vielen Menschen unter 40, als sie alle anderen Gruppierungen zusammen haben“, sagt Mathias Hotz und erntet dafür Applaus. Das einzige Gesicht leicht über 40 im Raum gehört Rechtsanwalt Franz-Peter Seidl, der seine juristische Kompetenz als Wahlleiter zur Verfügung stellt.
Nach der einstimmigen Bestätigung der Kandidaten steht fest: Auf Listenplatz eins kämpft Mathias Hotz um den Einzug in den Stadtrat, gefolgt vom 27-jährigen Kaufmann Sebastian Krühn. Auf der Drei ist
Jasmin Sommerweiß gelistet, die mit ihren 21 Jahren Politik und Verwaltungswissenschaften studiert. Nummer vier ist Immobilienverkäufer und Student Marco Moll. Der 19 Jahre junge Fabian Börner
schließt die Spitzengruppe ab, er macht derzeit eine Bankausbildung.Wer jetzt aber glaubt, die JA habe nichts weiter zu bieten als Backfische und Jungspunde, der sieht sich spätestens bei der
Vorstellung der Kandidaten von einer überraschenden Realität konfrontiert: Der junge Haufen ist durchaus bunt und qualifiziert. Studenten, Handwerker, Architekt, Landwirte, Zahnärztin,
Immobilienverkäufer, Elektroniker, Ingenieure, Rechtsanwalt, Verwaltungsangestellte und Banker – berufliche Leichtmatrosen sind sie allesamt nicht. Vielmehr junge Erwachsene, denen allein schon
aufgrund ihrer Qualifikation im Job viel Einfluss und Gewicht in naher Zukunft gehören wird – egal, wo sie langfristig ihren politischen Hafen finden.
Sozusagen der Senior der Liste ist mit 35 Jahren Daniel Altmann, der auf Nummer 20 kandidiert. Persönlich vorstellen kann sich an diesem Sonntagmorgen aber nur rund die Hälfte der Kandidaten. Bedingt durch Auslandssemester und lange Entfernungen zwischen Heimatstadt und Studienort, hätten es nicht alle Stadtrats-Aspiranten zur Versammlung geschafft.
Und das Programm? Die politischen Absichten? Da bleiben die Kandidaten im Ungefähren. Grundtenor: Mehr für die Interessen der Jungen tun. Einer der Schwerpunkte im Wahlkampf soll die Bäderzukunft sein, die sich die JA deutlich anders vorstellt, als der amtierende Stadtrat sie gerade beschlossen hat.
Wer sich die Zeit nimmt und das Programm der Jungen Alternative Lindau durchliest, der wird rasch feststellen, dass es nicht eben revolutionär ist. „Das soll es auch gar nicht sein“, sagt Mathias Hotz. Ziel sei eine Konsens-Politik, die allen Bürgern Lebensqualität sichere, ohne eben die Jungen zu vergessen.
Für Mathias Hotz ist dieser Sonntag nicht nur ein politischer, sondern auch ein ganz persönlicher Erfolg. Denn als Kreisvorsitzender der CSU-Nachwuchsorganisation JU (Junge Union) ist er mit der neuen Lindauer Liste aus der CSU ausgeschert.
Dass er dennoch als CSU-Kandidat für den Kreistag kandidiert, ist für Hotz dabei kein Widerspruch: „Die CSU auf Kreisebene macht eine Politik, mit der ich mich als junger Mensch identifizieren kann.“ Das sei auf kommunaler Ebene anders – hier werde von Verjüngung zwar gesprochen, doch die „Jüngeren tropfen defacto hinten runter“, wenn es darauf ankomme.
Hauptwahlziel: „Reinkommen“
Eine letzt Hürde vor den Wahlen muss die JA allerdings noch nehmen: 190 Bürger müssen noch durch ihre Unterschrift bekräftigen, dass die Junge Alternative Lindau überhaupt bei den Wahlen antreten soll. „Aber da bin ich sehr optimistisch“, sagt Hotz. Voraussichtlich ab 30. Dezember liegen die Listen bei der Stadtverwaltung aus. Und das Wahlziel? Da ist Hotz bescheiden und sagt: „Reinkommen.“
Die Kandidaten:
1. Mathias Hotz , 2. Sebastian Krühn, 3. Jasmin Sommerweiß, 4. Marco Moll, 5. Fabian Börner, 6. Laura Lischinski, 7. Daniel Kowollik, 8. Sophie Ferger, 9. Eric Lofner, 10. Andreas Lehner, 11. Daniel Rupflin, 12. Anne Krühn, 13. Tobias Hotz, 14. Philipp Weithmann, 15. Philip Erletz, 16. Marina Rupflin, 17. Markus Weiner, 18. Daniel Kohlheim, 19. Thomas Bühle, 20. Julian Forster, 21. Tobias Bauer, 22. Arved Hess, 23. Andreas Rupflin, 24. Stefan Greiner, 25. Konstantin Schmitz, 26. Sven Wischmann, 27. Lisa Berchtenbreiter, 28. Florian Krichmann, 29. Dimitrios Vavatsis, 30. Daniel Hörger.
(Erschienen am 16.12.2013 in der Lindauer Zeitung)